livingloud - REVOX M3500 dynamisches Mikrofon

REVOX M3500

das Beyerdynamic M201 des kleinen Mannes

Für den ambitionierten Tonbandfreund hat die weltruhmreiche Firma Studer-Revox in den Erfolgsjahren von verschiedenen Herstellern Mikrofone bauen lassen, und mit Revox-Firmenlogo ausgestattet. So gibt es einige Beyerdynamic Mikrofone wie das M69 oder M201, die den Revox-Mikrofonen sehr ähnlich sind. Auch AKG414 soll es mit Revox-Logo geben, das hätte ich wirklich gern... Bei all der Ähnlichkeit ist natürlich die sich aufdrängende Frage: Ist das Revox 3500 wirklich ein Beyer M201?

Identisch oder nicht identisch?

Dazu erlaube ich mir, von der Beyerdynamic homepage zu zitieren*: "Nein, diese beiden Mikrofone sind nicht identisch! Aber recht ähnlich. Das "M 3500" wurde von beyerdynamic exklusiv für Revox gebaut, es basiert auf dem M 201N(C) mit einigen Anpassungen: das Revox Mikrofon hat fünf Schlitze im Oberkorb als rückseitiger Schalleinlass, das damalige M 201N(C) hatte sechs (das aktuelle M 201TG hat auch fünf). Im Revox Mikrofon ist eine 600 Ohm Schwingspule verbaut, im M 201N(C) ein 200 Ohm Exemplar zusammen mit einem passiven Filter, der den Präsenzbereich breitbandig leicht absenkt. Klanglich ist das Revox Mikrofon etwas heller, direkter, das M 201N(C) dafür neutraler. Wir haben keine Ersatzteile mehr für das "M 3500", in vielen Fällen passen aber entsprechende M 201N(C) / TG Teile."
Das sollte eindeutig sein und mit dem Mythos vom Billig-Schnapper-incognito-M201 aufräumen, einem sehr schönen dynamischen Mikrofon mit linealglattem Frequenzgang über den Mittenbereich.

Trotzdem ist das M3500 gelabelte Beyer noch lange kein schlechtes Mikro - es hat - Achtung - in den alten Versionen einen wunderschönen Windschutz aus Sinterbronze, und ist damit immerhin extrem dekorativ. Aber auch klanglich muss es sich überhaupt nicht verstecken, und genau wie das "echte" Beyerdynamic gehört das Revox zu den wenigen dynamischen Mikrofone, die ich mir vor Akustikgitarren stellen mag.
Das Revox geht, wie das Beyerdynamic, sehr gut vor ner Snare top/bottom, ist erstaunlich gut für jede Art von akustischen Instrumenten, sogar Klaviere - und ist live oder in engeren Studiosituationen eben auch viel weniger empfindlich gegen Rückkopplungen und Einsprechen von Nachbar-Instrumenten als Kondensator-Kleinmembraner. Das Leuchten in den Augen älterer Jazz-Schlagzeuger, wenn man ihnen "ein echtes Revox" an die Snare stellt statt eines SM57, ist sensationell. Der Besen-Sound übrigens auch.

Dynamisches Hypernierenmikrofon Revox M3500

Es gab scheinbar folgende Versionen:

DIN/Kleintuchel, Cannon/XLR, Silber, Schwarz.
Alle mit dem gleichen Namen: M3500. Wenn Du kein Kleintuchel willst, musst Du also aufpassen. Hab ich schon erwähnt, dass ich die silberne Variante mit der Sinterbronze am Schönsten finde? ;)

Daten

Tatsächlich ist das Revox eine Hyperniere, hat 600 Ohm Impedanz und einen sanften Anstieg der Frequenzkurze bis zu einem Plateau von 4kHz-7kHz (diesen peak hat das M201 nicht), um danach langsam wieder abzufallen. Das Revox ist 160mm lang, 22mm "dick" und wiegt etwas über 220g, macht also einen robusten Eindruck. Der Naheffekt ist ausgeprägt, und macht eine Snare durchaus 100Hz-fett.

Mikroklammer

Falls Du auch eins hast, und die Klemme fehlt oder brüchig zerbröselt ist: Diese K&M (link zu thomann) passt perfekt und sehr sicher.

Das von Beyerdynamic gefertigte Revox M3500 Mikrofon

Adapter und Achtung

Wenn Du ein Kleintuchel/DIN-Mikrofon hast, kannst Du HIER meine Anleitung lesen, wie man einen Adapter belegen muss und wo es die Stecker dafür gibt. Wenn Du nett fragst, baue ich Dir vielleicht auch einen ;)

Manche meiner "Lieblingsmikrofone" sind ja eher lustige kleine Spielzeuge. Käufe aus Neugierde, zum Experimentieren, ... das Revox M3500 ist ein Mikrofon, das absolut auf der Höhe der Zeit ist. Klanglich, und verarbeitungs-mässig sowieso. Als kein Vintage-Spielzeug, sondern ein alltagstaugliches Mikrofon für viele Verwendungszwecke. Beim Kauf von diesem oder ähnlich alten Mikrofonen auf den üblichen Internet-Plattformen solltest Du Dir vorher trotzdem gut überlegen, was Dir der Spass wert ist. Kunststoffe und Schaumstoff altern - und beim Singen vollgesabberte Mikrofone sehen innen manchmal ganz schön gammelig aus.
Beyerdynamic hat allerdings einen ganz liebevollen Reparaturservice, und so kann sich auch eine Reparatur eines alten Beyer oder Revox noch lohnen, trotz der fairen Neupreise und der Tatsache, dass viele Mikrofone nach mehreren Jahzehnten fast unverändert noch neu angeboten werden. Das M3500 ist es auf jeden Fall wert und wird meine Mikrofonsammlung nicht mehr verlassen.

Preis

Ein besseres dynamisches Mikrofon für 50 -100 EUR muss man erstmal finden - in der Preisregion ist ein gut erhaltenes M3500 mit recht wenig Geduld auzutreiben. Das Beyerdynamic M201 TG wird noch gebaut, und den aktuellen Neupreis z.B. bei thomann sollte man deshalb bei der Suche nach gebrauchten Schätzchen nicht aus dem Auge verlieren.
Du willst auch eins? Bitteschön - und viel Glück: vorgefertigte ebay Suche

*Quelle: https://support.beyerdynamic.com/hc/de/articles/201659662-Revox-M-3500-und-beyerdynamic-M-201-N-C-